Kritiken zu U-900


Eine gar nicht mal so unfreundliche Kritik

Atze muss, weil er als strammer Max die Gattin eines griesgrämigen Wehrmachtsgenerals beglückt, Hals über Kopf türmen, nachdem man ihn in flagranti ertappte. Obwohl es sich also um eine Flucht aus ganz pragmatischen Gründen handelt, gaukelt er seinem im Kellerversteck ausharrenden jüdischen Kumpel Samuel (Oliver Wnuk) vor, die Nazis seien dem geheimen Untermieter auf die Schliche gekommen und würden sich bereits im Anmarsch befinden, um Samuel zu verhaften. Deutschland sei nicht mehr sicher, gemeinsam sollten sie lieber schnurstracks nach New York fliehen. Er habe von einem U-Boot erfahren, dass in Südfrankreich auslaufbereit vor Anker liege.

Eine Mitfahrgelegenheit Richtung Côte d'Azur ist schnell gefunden: Verkleidet mit den gestohlenen Uniformen des Generals und seines Adjutanten, überreden sie die verdutzte Kuchenlieferantin und verhinderte Schauspielerin Maria (Yvonne Catterfeld) zur Kollaboration. Vor Ort gelingt es ihnen verblüffend mühelos, der wartenden U-Boot-Besatzung weiszumachen, Atze sei der legendäre Kapitän Leutnant Rönberg (Jan Fedder), den niemand an Bord jemals gesehen hat.

Trotz des augenfälligen Glücks lasten mehrere Probleme auf den Schultern der Protagonisten, die eher früher als später über ihm zusammenzubrechen drohen: Samuel sitzt weiterhin der Lüge auf, die Flucht geschehe nur seinetwegen und leidet unter Schuldgefühlen. Maria droht latent damit, sie auffliegen zu lassen. Und vor ihnen liegt die Meerenge von Gibraltar, durch die noch kein U-Boot heil hindurch gekommen ist. Erst recht nicht von einem Pseudo-Seebären kommandiert, der jedweder Ahnung von Nautik entbehrt.

Es gibt also jede Menge Zündstoff, der für allerhand Situationskomik sorgt, ohne bloß Plattitüde zu sein. Der "innere Konflikt", wie Regisseur Unterwaldt es bezeichnet, verleiht dem turbulenten Geschehen die ausreichende Doppelbödigkeit, die eine Komödie mit Tiefgang nötig hat.

Dass am Ende dann alles gut ausgehen muss, ist eine erzählerische Notwendigkeit. Zudem wartet die unkonventionelle, aber gelungene Hommage an den Filmklassiker "Das Boot" mit einer interessanten, augenzwinkernden These dazu auf, wie die Erfolgsgeschichte der Pommes im Hafen von New York begonnen haben mag. Der finale Rundumschlag mag zwar ein wenig platt daherkommen, er passt aber ins Bild der leichtfüßigen Komödie, deren größte Leistung es ist, trotz ihres streitbaren Handlungskontextes nirgendwo anzuecken, sondern den Respekt vor der Geschichte zu bewahren, ohne dem Humor zu entsagen.

Quelle: http://www.frankenpost.de/event/kino/filme/teleschau/art2170,908423

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