Gestern gesehen

Hi Sonja!

Also zu "Get real" kann ich nur sagen - wenn man "beautiful thing" gesehen hat, ist "Get real" eine totale Enttäuschung - ein billiger Abklatsch. Aber man kann ihn sich ja einmal ansehen um mitreden zu können sozusagen :-)
Ich jedenfalls fand ihn jetzt nicht so prickelnd. Das einzig gute daran waren vielleicht ein, zwei heiße Szenen zwischen den beiden Hauptdarstellern.

Um bei anderen schlechten Beispielen zu bleiben (ich hab ja schon einige Filme zu dem Thema gesehen): "The Priest" (auf Deutsch heißt er glaube ich "Der Priester" oder vielleicht haben die den Original-Titel beibehalten) fand ich furchtbar. das ist zwar eine britische Channel-4-Produktion (deshalb hatte ich mich ja darauf gefreut, denn Channel 4 hat auch "Beautiful Thing" und "My beautiful laundrette" produziert) und hat tolle Haupdarsteller (u.a. Robert Carlyle und Tom Wilkinson), hat aber auf der ganzen Linie enttäuscht. Es geht, grob gesagt, um einen jungen Priester, der einerseits mit seinem "Job" unzufrieden ist und den in Frage stellt und andererseits seine Homosexualität entdeckt. Beides quält ihn und so jammert er sich durch den Film und das langweilt und nervt irgendwann nur noch. Auch hier gibt es nur einen Lichtblick: Als dieser Priester zum ersten Mal mit einem Mann schläft, ist die Szene wunderschön und gefühlvoll gemacht. Eine der schönsten Liebesszenen, die ich je gesehen habe.

Der absolut schlechteste Film, den ich je zu dem Thema gesehen habe, ist und bleibt aber unangefochten "Sebastian", ein sommerlich-leichter skandinavischer Liebesfilm. Da geht es um den Teenager Sebastian (wie der Titel vermuten lässt), der behütet in einer Kleinstadt aufwächst, tolle Eltern und tolle Freunde hat. Das Einzige, womit er seine Eltern nervt ist dass er sich in sein Zimmer einschließt und stundenlang entweder über Gott und die Welt nachdenkt oder in Selbstgesprächen darüber philosophiert. Soweit, so harmlos. Eines Tages merkt unser schöner Sebastian dass er sich in seinen besten Freund Ulf verknallt hat und will es wissen: Er lädt Ulf zum Übernachten ein, die Eltern sind ausser Haus, die Jungs machen Waffeln (fand ich ja schon ziemlich gay), und setzen bei einem Schaumbad das halbe Haus unter Wasser. Danach küsst Sebastian Ulf. Der aber ist hetero. Kurz und gut: Sebastian outet sich, seine Eltern haben Verständnis und vergöttern ihn weiterhin und seine Freunde (auch Ulf) haben Verständnis und vergöttern ihn weiterhin. Das ganze mit viel netter Musik und schönen Bildern unterlegt und alles ist ja so harmonisch dass man das Kotzen kriegt, weil es so unrealistisch dargestellt wird. Der Tiefpunkt war wohl Ulfs und Sebastians erste Unterhaltung nach dem Kuss (Zitat Ulf: "Sebastian, bist du homosexuell? … Aber das ist doch total in Ordnung.") Weißt du, als hätte Sebastian Ulf gerade gesagt, dass er eine Vase zerbrochen hat. Naja, jedenfalls macht der Film so dermaßen auf rosarote, heile Welt, dass es unerträglich ist. Kannst ja mal meine Kritik dazu lesen, bei imdb. Und wenn du magst, natürlich auch selbst eine schreiben. Zu "Beautiful Thing" oder "Wilde Herzen" zum Besipiel.

Mein Faible für schwule Filme habe ich, glaube ich, vor etlichen Jahren durch "The Crying Game" entdeckt. Also der Film ist echt der Hammer. Und seitdem liebe ich es. Ja, ich liebe es, wenn zwei Männer sich küssen oder andere Intimitäten austauschen. Wie du schon gesagt hast, es ist irgendwie sensibler gemacht. Ausserdem spannender. Vielleicht liegt es ja aber auch daran, dass das Thema heterosexuelle Liebe durch zahlreiche *beep* schon dermaßen ausgeschlachtet wurde, dass es schlicht und einfach langweilig geworden ist, dabei zuzusehen. Es ist doch immer das Gleiche: Mann und Frau treffen sich, Mann und Frau sind füreinander bestimmt, können aber aus irgendwelchen Gründen nicht zusammen sein, das führt zwangläufig auf eine Trennung hinaus, in der sie begreifen, dass sie erst recht füreinander bestimmt sind und am Ende bleiben sie doch zusammen. Mit welchem Film hat es denn bei dir angefangen? 

Zu dem Thema "Schwule Filme in Hollywood" habe ich sogar mal eine längere Abhandlung geschrieben. Das Ding findest du auf Englisch im Diskussionsforum von dem Film "Brokeback Mountain" (das nächste schwule Highlight, das demnächst ins Kino kommt) unter dem Titel "I thought that might interest you" oder so ähnlich. Kann dir das Teil natürlich auch auf Deutsch mailen, wenn du magst.

Wilde Herzen habe ich leider noch nicht gesehen, würde aber sooo gern. Kennst du den deutschen Fernsehfilm "Eine aussergewöhnliche Affäre"? Ist ganz spannend und ganz nett anzuschauen – vor allem die beiden optisch leckeren Hauptdarsteller.

"Das Trapez" hat mich auch total überrascht - genau wie du dachte ich dass MZB nur Sci-fi schreibt, aber in dem Roman kommt nichts davon vor. Er ist eher im geschichtlichen Fach einzuordnen.

Ich würd an der Stelle noch gern ne Frage loswerden, die aber sehr intim ist und deshalb würd ich verstehen, wenn du die Antwort verweigerst. Bist du hetero? Würd mich nur mal so interessieren.

In diesem Sinne bis bald und alles Liebe,

Jana


PS: Con Air, den Film mit dem Bunny, kenn ich auch. War früher ganz verrückt nach Nic Cage und ergo auch nach Con Air und Face Off. Find Nic aber immer noch ganz gut.


But Nyah - you ask the question and you are the answer. (Dougray Scott, M:I-2)